Charkow 1943

An der Ostfront gerieten die Deutschen durch die sowjetische Offensive Ende 1942 und Anfang 1943 in die Defensive. Doch dann eroberte das 1. SS-Panzerkorps Charkow wieder zurück und der Führer war überzeugt, dass seine Legionen unschlagbar seien. Die Waffen-SS musste jedoch aufopfernd kämpfen, um die Rote Armee in Schach zu halten, und bei Kursk und Narwa sollten ihre Elitedivisionen dann verbluten. SS-Soldaten kämpften im März 1943 in den Vororten von Charkow. Die Entscheidung Paul Haussers, dem Kommandanten des 1. SS-Panzerkorps, die Stadt einen Monat zuvor der Roten Armee zu überlassen, löste bei Hitler einen Tobsuchtsanfall aus. Er hatte nämlich ausdrücklich befohlen, die Stadt zu halten.(Kaum hatte er vom Verlust der Stadt erfahren, flog er sofort ins Hauptquatier der Heeresgruppe Süd zu Feldmarschall Manstein in Saporoshje und befahl den sofortigen Angriff auf die Stadt). Als er Charkow wiedereingenommen hatte, konnte sich Hausser wieder zum Teil rehabilitieren. Es dauerte jedoch noch vier Monate, bis auch er von Hitler dafür ausgezeichnet wurde. Der Kampf um die Stadt war erbarmungslos, wobei die Russen der SS zahlenmässig an Gerät und Soldaten überlegen waren.

                     

Die Einnahme Charkows durch die Rote Armee im Februar 1943 veranlasste Stalin zu folgender Aussage. "Die Massenvertreibung des Feindes aus der Sowjetunion hat begonnen." Das war aber etwas voreilig, da nach der Rückeroberung der Stadt die Deutschen einen Gegenangriff durchführten, der die sowjetischen Streikräfte zwischen dem Donez und Dnjepr traf. Am Ende der Kämpfe am 2. März hatten die 1. und 4. Panzerarmee die Rote Armee zum Rückzug gezwungen. 23000 russische Soldaten kamen dabei um und 9000 gerieten in Kriegsgefangenschaft. In Charkow selbst leisteten das 1. und 2. sowjetische Gardepanzerkorps sowie vier Schützendivisionen heftigen Widerstand. So konnten am 11.3.1943 Teile der Kampfgruppe Deutschland der Division Das Reich am Stadtrand erfolgreich abgewehrt werden.

   

Die Totenkopfdivision rollt in Charkow ein. Die Moral der Division war angeschlagen, da ihr Kommandant Theodor Eicke am 24. Februar während eines Luftaufklärungsfluges abgeschossen worden war. Das Flugzeug stürzte hinter den feindlichen Linien ab, doch eine Gruppe von Freiwilligen konnte seinen Leichnam bergen. Die Totenkopfdivision hatte in der Kesselschlacht von Demjansk grosse Verluste erlitten, die Eicke unter grossem Einsatz wieder wettmachen konnte. Dies bewiesen auch die Erfolge der Division zu Beginn des Jahres 1943.

   

Bild oben: Soldaten der Division Leibstandarte bei einer Rast während der Kämpfe um Charkow im März 1943 Die Division war am 11.3.1943 in die Stadt eingerückt, wobei die Division Das Reich ihre linke und die Totenkopfdivision die rechte Flanke deckten. Die Leistung der Leibstandarte , aber vor allem Sepp Dietrichs Führungsgeschick während der Kämpfe um Charkow, machten auf Hitler einen grossen Eindruck. Der Führer hielt Dietrich für einen grossen Strategen. Aber auch solche erleiden Verluste, und als die Schlacht um Charkow zu Ende war, hatte das 1. SS-Panzerkorps insgesamt 11.500 Mann an Gefallenen, Verwundeten oder Vermissten verloren. Die Rückeroberung Charkows versetzte Hitler in Entzücken. Das erzreiche Donezbecken war gehalten worden; die Sowjetoffensive, die mit der Katastrophe von Stalingrad begonne hatte, gestoppt; seine Politik des Haltens um jeden Preis (von Haussers Eigenmächtigkeit abgesehen) hatte sich ausgezahlt. Hitlers Vertrauen in die SS schien nun unerschütterlich zu sein. Dies sollte sich auch für die SS-Divisionen an der Ostfront positiv auswirken. Sie wurden nun bei der Zuteilung von Panzern und militärischem Gerät, wie etwa den neuen Panther-Panzern, bevorzugt. Damit gepaart war aber auch Hitlers unrealistischer Glaube, dass die Waffen-SS jede Situation, wie verfahren sie auch immer sei, bewältigen könne. Er musste nur ein Korps schicken, oder der SS befehlen, die Stellung zu halten, und schon würden die Sowjets gestoppt werden. Er begann sich sogar auszumalen, was ganze SS-Armeen im Osten erreichen würden. Die Realität war natürlich ganz anders. Die Soldaten der sogenannten "klassischen" SS-Divisionen waren exellente Kämpfer, aber keine Übermenschen. Sie konnten Lücken für einen Weile schliessen und sogar verlorenes Gebiet zurückgewinnen, aber waren natürlich nicht in der Lage, den Krieg im Osten zu einem erfolgreichen Ende zu bringen.