Am 2. Oktober 1941 lief die Offensive an, an deren Ende die Eroberung
Moskaus stehen sollte.Wenige Wochen später als die Rote Armee fast
geschlagen war blieb sie im Schlamm stecken. Mitte November, als der Frost
Wege und Gelände wieder passierbar machte, wurde der Angriff fortgesetzt.
Anfang Dezember erreichten die deutschen Spitzen den
Stadtrand von Moskau. Karte
Panzergruppe 4 in der Schlacht um Moskau
Oberleutnannt Heysing notiert:
Am 14. Oktober stehen die Spitzen der Panzergruppe
4, die SS-Div. "Das Reich" vor der Moskauer Schutzstellung, die
sich in einer Länge von annähernd 300 km von Kalinin bis
Kaluga erstreckt.
Es ist ein Abwehrsystem, das mit allen Mitteln neuzeitlicher Verteidigungskunst
in monatelanger Mühe von Tausenden von
Arbeitern ausgebaut worden ist.
Ihr Kernstück liegt beiderseits der grossen Autostrasse Smolensk-Moskau
im Raum von Jelnja und Borodino westlich
Moshaisk. Wieder versucht hier der Feind auf historischem Kampfgelände
- wie schon einmal im August 1812 - um das
Schicksal seiner Hauptstadt zu kämpfen und den bedrohlichen Vormarsch
auf Moskau 100 km vor der Stadt anzuhalten.
Aus der Bewegung heraus greifen die Regimenter "Deutschland" und der
"Der Führer" der SS-Div. "Das Reich" die
starke Schutzstellung mit unerhörtem Schneid an. Es gelingt ihnen
zusammen mit der zu ihrer Unterstützung nachgeführten
10. Pz.Div. die Moskauer Schutzstellung in ihrem Kern zu durchstossen.
Sie überwinden die eingebauten Reihen von Flammenwerfern mit elektrischer
Zündung, die Panzerhindernisse aller Art,
versumpfte Bäche, Minenfelder, Drahtverhaue, Bunkersysteme, Steilhänge
und unübersichtlichen Waldstellungen trotz
des vor und in den Einbruchstellen zusammengefassten starken feindlichen
Abwehrfeuers von Artillerie, Flak, Pak, Granat-
und Raketenwerfern und Maschinengewehren.
Der russische Herbstregen
Oberleutnannt Heysing (Pz.Gr. 4) notiert:
Am 18. Oktober wird die Stadt Moshaisk
von den Schnellen Truppen des XXXX. Korps genommen - da stellt sich beim
Gegner ein Bundesgenosse ein, dem das gelingt was der Feind trotz aller
Machtentfaltung, trotz des Opfers von Millionen
Menschen und trotz aller Schutzstellungen nicht erreicht hat: Nun setzt
der russische Herbstregen ein und bringt den deutschen
Soldaten um die Auswirkung seines schon errungenen Sieges. Tag und
Nacht strömt es vom Himmel. Es regnet und schneit in
ununterbrochener Folge. Der Boden saugt die Feuchtigkeit auf wie ein
Schwamm, und im knietiefen Schlamm bleibt der
deutsche Angriff stecken.
Brot rar wie Gold...
Oberleutnannt Heysing (Pz.Gr. 4) notiert:
20. Oktober, auf der 70 km langen Zwischenstrecke
von Gschatsk nach Moshaisk ist die Hauptstrasse grundlos geworden.
Sie gleicht einem langgezogenen schlammigen Trichterfeld mit Löchern
von Meter-Tiefe. Auf ihr warten Tausende von LKW
auf einsetzenden Frost, um überhaupt wieder weiterzukommen. Die
Truppe vorn muss sich einförmig und unzureichend von
dem nähren, was das Land bietet. Morgens, mittags, abends gibt
es Kartoffeln. Brot ist rar wie Gold, und mancher Kommandeur und General
löffelt Tag für Tag Hirsebrei, während die vollen Nachschubkolonnen
im Schlamm stehen und nicht
vor noch zurück können.
Abwarten
Oberleutnannt Heysing (Pz.Gr. 4) notiert:
25. Oktober, die Soldaten der 10. Panzerdivision
bauen sich Unterstände in die Erde, in die sie nun - und mit ihnen
die Nässe - hineinziehen. Im übrigen bleibt der Tagesablauf weiterhin
Bauen, Kämpfen, Wachen, Abwarten. Mit Geduld und unerschütterlichem
Vertrauen - Abwarten. In den sternklaren Nächten hören die Posten
über sich die deutschen Bomber nach Moskau ziehen, und über dem
Himmel im Osten geistern die langen schmalen Strahlen der Scheinwerfer
über der bolschewischtischen Hauptstadt. Wie rote Sterne zerspringen
fern über den schwarzen Waldrändern die Flakgranaten und wölben
sich wie Perlenschnüre die Leuchtspurgeschosse über Moskau.
Sibirier greifen an
Oberleutnannt Heysing (Pz.Gr. 4) notiert:
3. November, es sind ausgesuchte Garde-Panzerbrigaden,
mit deren Unterstützung die Sibirier angreifen. Die schweren Kampfwagen
vom Typ T-34 sind weiss gekalkt, und kaum in der nebligen Unendlichkeit
zu erkennen. Erst wenn sie schiessen,
zeigen sie ihre Umrissen deutlicher. Jedes Mal wenn sie auftauchen
gibt es einen Kampf "bis aufs Messer" . - Die deutschen
Soldaten müssen manchen lieben Kameraden seine letzte kleine Wohnung
mit blaugefrorenenen klammen Händen in den nun steinhart gefrorenen
Boden hacken. Manchem ihrer Kommandeure und Offiziere türmen sie abschiednehmend
die hartgefrorenen Lehmbrocken auf die Zeltbahn. Aber sie geben den Kampf
nicht verloren.
Die Lage
Am Donnerstag, dem 6. November 1941, setzen bereits
strenger Frost und eisiger Ostwind ein. Die deutschen Soldaten in ihren
Sommeruniformen, ohne jegliche warme Bekleidung, frieren in den notdürftigen
Unterkünften und Stellungen. Und die katastrophale Nachschublage zwingt
die Heeresgruppe Mitte zur Verschiebung des Angriffs: Es wird für
den Nordflügel und
die Panzergruppe 4 der 15.11.1941, für die 2. Panzerarmee am Südflügel
sogar der 17.11.1941 als Angriffsbeginn bestimmt.