Frankreichfeldzug

Das Jahr 1940: 10.Mai bis 4.Juni

Am Freitag dem 10. Mai 1940, um 5.35 Uhr beginnt die deutsche Offensive im Westen mit dem Angriff auf Holland, Belgien und Luxenburg. Die ersten Angriffe der Luftwaffe gelten besonders den kleineren Luftstreitkräften Hollands und Belgiens. Die alliierten Truppen rücken Plangemäß nach Belgien vor, wobei sie von französischen und britischen Jägern unterstützt werden. Die deutschen Luftwaffen hat an diesem ersten Tag des Westfeldzuges starke Verluste, sie verliert binnen 24 Std. 304 Maschinen 51 werden beschädigt und beklagt 267 Tote an fliegendem Personal.
10.Mai 1940, Belgien      10.Mai 1940, Raum Colmar: Französische Artillerie
Aber, so unglaublich es klingen mag, die französische Armee ist trotz mancher Vorwarnung am Morgen des 10. Mai 1940 vom Einmarsch der deutschen Truppen überrascht worden. 15 Prozent der französischen Soldaten sind sogar noch im Urlaub als der Angriff beginnt. Erst um 6.45 Uhr erhalten die alliierten Truppen Befehl, nach Plan "D" (Dyle) zu handeln: Während der linke Flügel der Verbündeten in Belgien einrückt, sollen zwei schnelle französische Divisionen in Richtung Tilburg-Breda vorstoßen, um mit den holländischen Streitkräften Verbindung aufzunehmen.
Nun schickt General Gamelin 30 Infantriedivisionen sowie 14 motorisierte und gepanzerte Divisionen nach Belgien und Holland. Damit macht er genau das, was Hitler mit seinem Angriff auf die beiden Länder beabsichtigt: Die Verbände werden in eine Falle gelockt, was sich nach dem deutschen Vorstoß durch die Ardennen zur Kanalküste in wenigen Tagen zeigen wird.
In Holland und Belgien zeigen während dessen die deutschen Fallschirmjäger, was in ihnen steckt. Die wichtigen Übergänge über den Albertkanal bei Vroenhoven und Veldvezelt in der Nähe von Maastricht werden von ihnen besetzt, ohne das der Gegner sie in die Luft jagen kann.

  Eben Emael: Lastensegler in der Festung     Sturmtruppen auf dem Albertkanal

Ihre absolute Bewährungsprobe, und Meisterstück, machen die deutschen Fallschirmjäger aber in Eben Emael. Diese 1935 fertiggestellte Festung gilt als die stärkste in Europa. Sie besteht aus Reihen von Stahlbeton-Kasematten, welche tief unter die Erde reichen, und deren Geschütztürme schwer gepanzert sind. Sie ist mit 1200 Mann besetzt, und gilt als uneinnehmbar. Die Artillerie der Festung beherrscht den gesamten Landstrich zwischen Lüttich und Maastricht. Mit der Sturmgruppe "Granit" (Oberlt. Witzig) die mit 11 Lastenseglern mitten im Fort abgesetzt werden erobern diese 84 Mann die stärkste Festung in Europa. Verluste auf beiden Seiten: Sturmgruppe Witzig 6 Tote und 20 Verwundete. Die Fortbesatzung verliert etwa 200 Mann.
In Holland besetzt unterdessen die 18. Armee (Gen. d. Art. v. Küchler) die schwach gesicherte westfriesischen Gebiete und erreicht das Ostufer des Ijssel-Meeres. Die Ijsselstellung und auch die Peel- Linie werden am ersten Tag durchstoßen und von den Verteidigern aufgegeben.
Am Abend des 10. Mai 1940 hat die 6. Armee (GenOberst v. Reichenau) die Maas und den Albertkanal überschritten. Die Belgier müssen daraufhin die ganze Vorfeldbesatzung von Lüttich unter Preisgabe der Befestigungswerke hinter die Maas zurücknehmen.
Von Anfang an gelingt es der deutschen Luftwaffe die Luftherrschaft über dem französischen Raum zu gewinnen. Die deutschen Messerschmidt-Jäger  Me 109 sind denen der Franzosen hochüberlegen, von den ebenbürtigen Jagdflugzeugen vom Typ Dewoitine 520 besitzen sie nicht viele.

Am Sonntag, dem 12. Mai 1940, erreichen die weit vorauseilenden deutschen Panzer die Maas nördlich von Dinant. Die belgischen Truppen müssen, um nicht abgeschnitten zu werden, hinter die Maas ausweichen.
Den französischen Pionieren gelingt es insgesamt 43 Maas-Brücken zu sprengen, aber auch dieser verzweifelte Akt kann den deutschen Durchbruch bei Sedan nicht verhindern. Die noch zurückhängende Artillerie wird durch Stukas ersetzt. Außerdem greifen die Panzer nicht nur am Tag, sondern auch in der Nacht an und feuern im Fahren, eine Taktik, die die Franzosen zum ersten mal erleben.
Um 15.00 Uhr dieses Tages sichtet ein französischer Aufklärer bei seinem Flug über Maas und Ardennen bis nach Dinant überall in den Waldgebieten deutsche Panzerkolonnen auf dem Vormarsch. Der Pilot alamiert sofort das Hauptquartier von General Georges. Dieser Meldung wird aber keinen Glauben geschenkt und nicht weiterverfolgt.
Um 16.00 Uhr beginnt pünktlich die Luftwaffe ihren Angriff auf Sedan. Während die ersten Staffeln der Stukas das Zielgebiet anfliegen, überqueren gleichzeitig die bereitstehenden Stoßtrupps mit Sturmbooten die Maas. Bis zum Einbruch der Dunkelheit haben Infantrieeinheiten die Uferbefestigungen der Maigot-Linie durchstoßen und beiderseits Sedan Fuß gefaßt.
Zur selben Stunde erreichen die Vorrausabteilungen der 9. Panzerdivision Moerdijk, 25 km südlich von Rotterdam.
Deutsche Fallschirmjäger haben schon am 10. Mai die strategisch wichtigen Eisenbahn- und Straßenbrücken von Moerdijk im Handstreich genommen. Diese beiden Brücken sind die einzigen, über der die deutschen Panzer nach Rotterdam vorstoßen können, damit werden die Holländischen Streitkräfte in zwei Teile gespalten.
Der 9. Panzerdivision gelingt es motorisierte Verbände der 7. französischen Armee aufzuhalten und verhindert damit, daß die Franzosen mit den Holländern Verbindung aufnehmen können. Die letzte Hoffung der Alliierten, Holland zu stärken ist damit entschwunden.
Am Nachmittag des 14. Mai 1940, hat Guderian mit seinen drei Panzerdivisionen die Maas bei Sedan überquert. Nachdem ein verspäteter französischer Gegenangriff abgeschlagen ist schwenken die Panzerverbände überraschend nach nach Westen ab. Die Alliierten befürchten zu dieser Zeit immer noch einen Angriff deutscher Truppen auf die Schweiz, der noch von den Deutschen vorgetäuscht wird und von Goebbels (Propaganda Minister) unterstützt wird indem er erklärt: "Das es binnen zweimal 24 Stunden in Europa keine neutrale Staaten mehr geben wird". Was ja nur heissen kann das die Schweiz, die noch neutral ist, angegriffen wird.
Am Mittwoch, dem 15. Mai 1940, einen Tag nachdem die französische Heeresgruppe 1 (Gen. Billotte) in Westbelgien ihren Aufmarsch an die Dyle-Linie beendet hat, unterzeichnen die Holländer um 11.45 Uhr die Kapitulation.

Wut macht Durst!            Guderians Panzerwaffe

Am 16. Mai 1940 treffen der französische und der deutsche Panzerexperte aufeinander: Charles de Gaulle versucht mit der frisch aufgestellten 4. französischen Panzerdivision dem deutschen Panzer-Vater Guderian in die tief ausgedehnte linke Flanke zu fallen. Schnell zusammengeraffte Sperrverbände schlagen den Angriff de Gaulles zurück.
17. Mai 1940, sieben Tage hat die Offensive bisher gedauert - der Durchbruch durch die französische Verteidigung war gelungen, der Weg zur Kanalküste frei.
Ausgerechnet zu diesem Zeitpunkt wird Hitler von einer nahezu hysterischen Nervösität gepackt. Ihm erscheint mit einem Male das rasche, erfolgreiche Vordringen geradezu unheimlich. Er meint Gefahren erkannt zu haben, die die weit überdehnten Flanken mit sich bringen und er macht sich Gedanken ob die weit vorgepreschten Panzereinheiten noch mit Nachschub versorgt werden können. Jetzt fängt auch noch General von Kleist an zu zaudern, und wirft seinem Untergebenen, dem General Guderian, das flotte Vorpreschen vor. Guderian, bekannt für seine Jähzornige Art, bittet um Enthebung vom Kommando. Kleist stimmt prompt zu, doch Generaloberst von Rundstedt, Oberbefehlshaber der Heeresgruppe A, widerspricht und schickt den schwäbischen Generalobersten List zu Guderian. Dieser erklärt ihm das von Kleist auf Führeranweisung gehandelt habe. List verfügt: Guderian habe sein Kommando zu behalten, nicht so rasch vorzustroßen, ist aber berechtigt, "kampfkräftige Aufklärung" vorzutreiben. Und Guderian wäre nicht Guderian würde er diesen Befehl nicht ausnutzen, er treibt mit allen Kräften die er zur Verfügung hat "Aufklärung". Er stößt weiter in Richtung Kanalküste vor, überquert die Oise, erreicht St. Quentin und am am Mittag des 20. Mai 1940 Amiens.
Wenig später, in der Nacht zum 21. Mai 1940, und damit 10 Tage nach nach Feldzugbeginn, erreicht die erste deutsche Truppe die Kanalküste - ein Bataillon der 2. Panzerdivision. Das war Guderians "kampfkräftige Aufklärung". Ihre Folge: Besetzung der drei wichtigsten Kanalhäfen. Boulogne fällt am 21. Mai 1940 in deutsche Hand, der Angriff auf Dünkirchen wird verschoben und der Angriff auf Calais gestaltet sich äußerst schwierig.
Während dessen fahren die deutschen Panzerdivisionen durch Frankreich, wie Schiffsgeschwader durch die hohe See. Rommel tobt mit seiner "Gespensterdivision" in einem 120 Kilometer weiten Nachtmarsch durch Frankreich. Am Morgen des 17. Mai hatte er 10 000 Kriegsgefangene eingebracht und an die 100 Panzer erbeutet. Die Verluste der Division: 35 Tote und 59 Verwundete.
Am Donnerstag, dem 23. Mai 1940, greifen die Panzerdivisionen der Panzergruppe Kleist an der Kanalküste an. Nach erbittertem Kampf fällt Boulogne-sur-Mer, während Calais inzwischen eingeschlossen ist. Andere Panzerverbände erreichen Lorette. Die 7. Panzerdivision (GenMaj. Rommel) umfährt Arras westlich und bedroht die rückwärtigen Verbindungen der dort noch im Kampf stehenden britischen Truppen. Am Nachmittag teilt Göhring dem Führer telefonisch mit, die große Aufgabe der nationalsozialistischen Luftwaffe sei es jetzt, die sich auf Dünkirchen zurückziehenden Engländer zu zerschlagen.
Am Montag, dem 27. Mai 1940, befiehlt die britische Admiralität, sofort mit der Operation "Dynamo", zu beginnen.
Am Dienstag, dem 28. Mai 1940, unterzeichnet König Leopold III. die Kapitulation der belgischen Armee. Er weigert sich das Land zu verlassen, und begibt sich in deutsche Kriegsgefangenschaft. Durch diese Kapitulation vergrößert sich die Gefahr für die Briten vom Meer abgeschnitten zu werden. Die eingeschlossenen englischen und französischen Divisionen stehen zur Zeit in einem 80 Kilometer langen und 50 Kilometer breiten Kessel, der sich an das Meer anlehnt und sich nach Südosten bis über Lille hinaus erstreckt. Nur 17804 Soldaten werden am ersten Tag der Operation "Dynamo" über den Kanal nach England gebracht. Am nächsten Tag gelingt es schon 47310 Mann zu evakuieren.
Am Donnerstag, dem 30. Mai 1940 dem dritten Tag der Operation "Dynamo", werden insgesamt 860 Schiffe aller Art eingesetzt, die 53823 Mann nach England zurückbringen. Die deutsche Luftwaffe die ja dazu auserkoren wurde dieses zu verhindern, kann nicht viel dagegen machen, da die Flugplätze viel zu weit entfernt oder das Wetter einfach zu schlecht ist. So stehen sind 300 Bomber einsatzbereit, können aber wegen tiefhängender Wolken nicht starten. Entscheidend aber ist, daß tagsüber die Luftüberlegenheit an diesem Ort bei den Engländern liegt, mit den erstmalig eingesetzten Spitfire-Jägern.
Am Freitag, dem 31. Mai 1940, dem vierten Tag der Operation können 68014 alliierte Soldaten evakuiert werden. Die See ist weiterhin ruhig, ununterbrochen pendeln kleine Boote zwischen dem Strand und den vor der Küste wartenden Schiffen.
Von der deutschen Kriegsmarine ist überhaupt nichts zu sehen, weder Überwasserschiffe noch U-Boote.
Am 1. Juni 1940 erreicht der Rückzug aus Dünkirchen seinen Höhepunkt. Es werden 64429 Soldaten übergesetzt.
Am Morgen des 2. Juni 1940, stehen noch etwa 4000 britische Soldaten mit sieben Flak und 12 Pak in Dünkirchen und verteidigen zusammen mit beträchtlichen französischen Kräften den immer enger werdenden Brückenkopf. Die Evakuierung ist jetzt nur bei Dunkelheit möglich.
Am frühen Morgen des 4. Juni 1940, werden die letzten britischen Nachhuten eingeschifft. Etwa 34000 französische Soldaten, die zum Teil noch im Gefecht mit den deutschen Truppen stehen, müssen zurückgelassen werden, obwohl viele Schiffe fast leer sind. Um 3.30 Uhr verlässt der letzte Truppentransport, der britische Zerstörer Shikari, mit 338 Mann den Hafen von Dünkirchen. In dieser Nacht wurden 26256 Mann evakuiert.
Nur einige Stunden später meldet die 4. deutsche Armee (GenOberst v. Kluge) die Einnahme der Stadt und des Hafens von Dünkirchen. Durch die Operation "Dynamo" die in der modernen Kriegsführung keine Parallele hat, sind insgesamt 225000 Engländer und 112000 Franzosen, jedoch unter zurücklassen fast ihrer gesamten Ausrüstung, evakuiert worden. Von 848 Schiffen aller Art gehen 272 Einheiten, darunter neun Zerstörer, durch Bombenangriffe verloren, ebenso 163 Klein- und Kleinstfahrzeuge.
4. Juni 1940, am Strand von Dünkirchen
An diesem Dienstag, dem 4. Juni 1940 geht auch die Schlacht von Flandern zu Ende. Rund 80 Divisionen sind zerschlagen. Das OKW gibt den Sieg in der "größten Vernichtungsschlacht aller Zeiten" bekannt. Immerhin sind 1,2 Millionen Kriegsgefangene, dazu Tausende von erbeuteten Geschützen, Flugzeugen und Panzern Verlustziffern wie sie die Geschichte noch nicht erlebt hat. Im Reichsgebiet befiehlt Hitler, drei Tage lang die Glocken zu läuten und acht Tage lang flaggen zu lassen.









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